Frühkindliche Medienbildung – Herausforderungen smarter Technologien

Am 26. April 2024 fand in Berlin der Fachkongress Frühkindliche Medienbildung statt, der von der Stiftung Digitale Chancen und der Stiftung Ravensburger Verlag ausgerichtet wurde. Neben der MiniKIM 2023-Studie des Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest (mpfs) wurden aktuelle Berichte aus der Forschung sowie aktuelle technologische Entwicklungen vorgestellt und aus pädagogischer und politischer Perspektive diskutiert.

Das Bild dieser smarten Familie wurde mit Dall-E generiert

Mein kurzer Impuls zu „Smart-Families“ befasste sich mit der Rolle von digitalen bzw. smarten Technologien im Familienalltag. Zahnbürsten, die mit einer App verbunden sind, Kameras, die Säuglinge im Schlaf beobachten (aber natürlich auch anderweitig eingesetzt werden können), smarte Windeln, die den Eltern per App melden, wann diese gewechselt werden sollten oder Sprachassistenten wie z.B. Alexa sind bereits in vielen Familien präsent. Für frisch gebackene Eltern gibt es Anwendungen, die das Schreien von Babies mit großen Datenbanken abgleicht und die Bedürfnisse für die Eltern „übersetzt“. Für etwas ältere Kinder, die auch schon mal allein unterwegs sind und ihr Umfeld erkunden, hält der Markt inzwischen ein sehr breites Angebot an Smartwatches oder Tracker bereit, die Eltern nicht nur erlauben, ihr Kind zu orten, sondern ihnen auch kleine Aufgaben zu geben, die mit digitaler Spielzeit belohnt werden können.

Das Angebot an smarten Geräten ist vielfältig und unübersichtlich und hinsichtlich der Speicherung, Auswertung und Sicherheit von Daten gänzlich intransparent. Dennoch bekommt man mit Blick auf die genannten Beispiele eine Idee davon, in welcher Weise neue Technologie in die Lebenswelt von Kindern Einzug halten bzw. bereits gehalten haben.

Die Forschung hängt den technologischen Entwicklungen meilenweit hinterher. Bislang gibt es sowohl zur Verbreitung als auch zur Nutzung digitaler bzw. smarter Anwendungen nur sehr wenige Daten (z.B. FOSI 2017, 2016), geschweige denn zu den langfristigen Auswirkungen. Es stellen sich aber drängende Fragen, z.B. wie Kinder und ständiger Beobachtung aufwachsen, wie sich die Kommunikation in der Familie (und in anderen sozialen Kontexte) wie sich auch die Eltern-Kind-Beziehung dadurch verändert.

Für die Medienerziehung stellen sich im Umgang mit smarten Geräten ähnliche Herausforderungen wie bisher (z.B. in Bezug auf die Notwendigkeit einer begleiteten Nutzung, Vereinbarung von Regeln etc.). Neuere Herausforderungen ergeben sich im Hinblick auf das Thema Privatsphäre und Datenschutz, aber auch das Thema soziale Interaktion. Im Rahmen der Tagung wurde von verschiedenen Kolleg*innen auf die Bedeutung von „Interaktionsqualität“ hingewiesen. Diese ist wichtig – z.B. im Spiel, aber auch in vielen anderen Situationen – und gilt es zu fördern, um den Kindern ein gutes Aufwachsen in technologisch dynamischen, mithin smarten Lebenswelten zu ermöglichen.

Literatur

FOSI (2017): Connected Families: How Parents Think & Feel about Wearables, Toys, and the Internet of Things. Online available: https://fosi-assets.s3.amazonaws.com/media/documents/HartReport_d7_full_report_WEB.pdf

FOSI & Future of Privacy Forum (2016): Kids and the Connected Home: Privacy in the Age of Connected Dolls, Talking Dinosaurs, and Battling Robots. White Paper. Online available: https://fpf.org/2016/12/01/kids-connected-home-privacy-age-connected-dolls-talking-dinosaurs-battling-robots/

Stiftung Warentest (2017): Sprechendes Spielzeug im Test. Diese Puppen und Tiere können Sie verschenken. Online verfügbar: https://www.test.de/Sprechendes-Spielzeug-im-Test-Diese-Puppen-und-Tiere-koennen-Sie-verschenken-5540866-0/

Tipps zum Umgang mit smarten Spielzeugen

Muncaster, Phil (2022): Gefahr durch vernetztes Spielzeug – ein Elternratgeber

Bee-Secure (2017): Checkliste vernetzte Spielzeuge